Im Gespräch mit Maarten Boussery zog Alejo Pérez schon im Mai Bilanz über seine Rolle als Musikdirektor der Opera Vlaanderen. "Als Dirigent hat man die Aufgabe, die musikalischen Talente, die vor einem sitzen, zu inspirieren und sie über sich hinauswachsen zu lassen. Als Musikdirektor muss man in der Lage sein, diese Inspiration über einen Zeitraum von mehreren Jahren zu strecken. Ich vergleiche das gerne mit einem Vogelschwarm auf dem Zug, der sich synchron in dieselbe Richtung bewegt. Ich sehe die Arbeit eines Musikdirektors darin, einen solchen Schwarm auf eine lange Reise mitzunehmen, als eine Führung, bei der man eins wird mit einem Ganzen", sagt der Dirigent, der seit September 2019 die Klangkultur des Hauses in dieser Rolle prägt.
Für seine Verabschiedung dirigiert Alejo Pérez außerdem im Oktober ein Konzertprogramm mit Mahlers Lied von der Erde und Beethovens 6. Sinfonie. "Leider ist Beethoven nur selten im Opernrepertoire vertreten. Ich hatte das Glück, seine 9. Sinfonie hier zu dirigieren. Die Sinfoniekonzerte mit Chor und Orchester, die das Haus organisiert hat, werden mir immer in Erinnerung bleiben."
Große Anerkennung erfuhr das Opernhaus unter seiner Leitung mit Neuproduktionen wie Pelléas et Mélisande, Lohengrin, Don Carlos, Tristan und Isolde und La Clemenza di Tito. Zuletzt war er in der Spielzeit 2024/25 in Flandern mit gleich drei Meisterwerken der Opernliteratur zu erleben: mit Neuproduktionen von Salome (Regie: Ersan Mondtag) und Wozzeck (Johan Simons), sowie mit konzertanten Aufführungen von Norma.
Alejo Pérez nutzt die Gelegenheit, dem Orchester noch einen Appell mit auf den Weg zu geben: "Experimentiert und erneuert weiter, nutzt die Position, die sich das Haus in den letzten Jahren erarbeitet hat, und seid stolz auf euren Mut. Haltet das Feuer am Brennen".
Opera Ballet Vlaanderen